Merseburg

Merseburg
Mẹrseburg,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Mẹrseburg, ehemaliges Bistum, 968 von König Otto I., angeblich aufgrund eines vor der Schlacht auf dem Lechfeld (955) geleisteten Gelübdes gegründet und der gleichzeitig errichteten Kirchenprovinz Magdeburg unterstellt. 981-1004 aufgelöst, bestand es anschließend als eines der kleinsten deutschen Bistümer bis ins 16. Jahrhundert. Mit der Einführung der Reformation (1543/61) wurde das Domkapitel evangelisch.
 
 2) Mẹrseburg (Saale), Kreisstadt des Landkreises Merseburg-Querfurt, Sachsen-Anhalt, 90 m über dem Meeresspiegel, am hohen linken Ufer der Saale, an der Mündung der Geisel, 41 000 Einwohner; Fachhochschule, universitäre Einrichtungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Landesarchiv; Aluminiumfolienwerk. Die Braunkohlengewinnung im Tagebau wurde 1990 eingestellt.
 
 
Das Stadtbild wird vom 1015 gegründeten viertürmigen Dom Sankt Johannes der Täufer und Laurentius beherrscht, ursprünglich eine kreuzförmige Basilika mit zwei runden Osttürmen und zwei quadratischen Westtürmen, 1510-17 zur spätgotischen Hallenkirche umgebaut; romanische Hallenkrypta (11. Jahrhundert); frühgotische West-Vorhalle (13. Jahrhundert) mit spätgotischem Portal; ungewöhnlich reiche Ausstattung: mehrere spätgotische Flügelaltäre, romanischer Taufstein (um 1150), zahlreiche Grabdenkmäler (seit 11. Jahrhundert), darunter die bronzene Grabplatte Rudolfs von Rheinfelden (✝ 1080). Südlich des Doms Kreuzgang, nördlich angebaut die Dreiflügelanlage des bischöflichen Schlosses (zwischen 1470/80 und 1537 errichtet, spätere Umbauten). Am Markt in der Altstadt liegen Altes Rathaus (1468-1568) und die spätgotische Stadtkirche Sankt Maximi (15. Jahrhundert). Im Norden außerhalb der Altstadt Reste des ehemaligen Petersklosters (1091 geweiht) und die barocke Kirche Sankt Viti mit romanischem Turm. Rechts der Saale die romanische Neumarktkirche Sankt Thomas (12./13. Jahrhundert). Westlich der alten Stadt entstanden nach 1915 Siedlungen im Charakter der Gartenstadt.
 
 
Eine Ende des 8. Jahrhunderts angelegte, eine Saalefurt sichernde fränkische Burg (erste urkundliche Erwähnung zwischen 830 und 850) kam im 10. Jahrhundert samt ihrem Burgbezirk an König Heinrich I., der sie vor 930 zum Mittelpunkt eines befestigten Königgutsbezirks machte (Pfalzort). Kaiser Otto I. errichtete 968 das Bistum Merseburg. Als Sitz eines Grafen (932) und eines Markgrafen (968) genannt, siedelten seit dem 10. Jahrhundert auch Kaufleute an diesem überregionale Bedeutung erlangenden Ort. Ihre Ansiedlung besaß bereits vor 981 Markt-, Münz- und Zollrechte; 1188 beurkundete Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Neumarkt. Ab 1004 unter bischöflicher Herrschaft (1009-18 Thietmar von Merseburg), kam Merseburg im 15. Jahrhundert an die Herzöge von Sachsen; 1426 trat Merseburg der Hanse bei. 1545 setzte sich die Reformation in Merseburg durch (Predigt M. Luthers). 1656-1738 war die Stadt Residenz des albertinischen Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg. 1841 Entdeckung der Merseburger Zaubersprüche. Ab 1815 zu Preußen, wurde Merseburg 1816 Hauptstadt des Regierungsbezirks Merseburg der preußischen Provinz Sachsen. Ab 1900 starke Industrialisierung in der Umgebung Merseburgs (u. a. Erschließung des Geiseltales, Braunkohlentagebau); die moderne Stadtentwicklung ist eng verbunden mit der Entwicklung der chemischen Großindustriebetriebe in Leuna (1916) südlich und Schkopau nördlich von Merseburg (Buna, 1936).
 
 
H.-J. Mrusek: M. (Leipzig 1962);
 P. Ramm: Der Dom zu M. (31993).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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